Donnerstag, 6. Dezember 2012

Qualität vs Quantität im Onlinejournalismus

Eine gute Woche nach der Ankündigung, das erste reinrassige journalistische iPad-Magazin The Daily einzustellen, habe ich bei netzwertig heute einen schönen Artikel über The Magazine gelesen. Während das Gros der Konzepte für Online-Journalismus auf Menge setzt, geht The Magazine einen anderen Weg und veröffentlicht alle 14 Tage nur vier längere Artikel mit einem breiten Themenspektrum, dafür aber einer „engen“ Zielgruppe: The Magazine publishes about four medium-length articles every two weeks on a wide variety of subjects, generally for geeks and curious people.

Das Diktat der Masse hat sich im Online-Journalismus aus dem Umstand ergeben, dass die Finanzierung über Werbung Reichweite benötigt und Reichweite online nur erreicht werden kann, wenn man möglichst viele Inhalte anbietet, um seine Chancen, durch die Suchmaschine(n) gefunden werden dadurch signifikant erhöht. Klassische Beispiel sind etwa die Angebote von Spiegel Online oder aus dem Axel Springer Verlag.

Diese Strategie ist verständlich, wenn man Online-Journalismus als einen von mehreren Verwertungskanälen interpretiert.

Setzt man dagegen auf Online-Journalismus als einziges Verwertungsmodell und will dafür Vertriebserlöse erzielen, scheint der Ansatz von The Magazine besser zu punkten. Exklusiver Inhalte mit hoher Attraktivität für eine Zielgruppe untermauert den Anspruch, für das journalistische Produkt selbst Geld zu verlangen, während die Zweitverwertung von Nachrichten ohne Exklusivität wahrscheinlich nur kostenfrei angeboten werden kann.

Ob The Magazine im Markt für Online Journalismus reüssiert oder nicht, wird eine spannende Frage sein. Das im Oktober 2012 gestartete Projekt macht auf jeden Fall einige Dinge in meinem Verständnis richtig. Es setzt auf exklusiv erstellte Texte, die gerne gelesen werden (also quasi ein Pendant zu Printprodukten wie die Zeit, Neon oder auch Special Interest Magazinen). Und es nutzt konsequent die technischen Möglichkeiten: Neue Artikel sind sofort verfügbar und die Stärken des Zeitungskiosk werden ausgenutzt.