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Frank Wahlig (SWR) berichtet an der BiTS von seinen
Erfahrungen als Korrespondent |
Man nennt es Commodity Trap: Wenn ein Produkt zwar durchaus
nachgefragt wird, es dem Kunden aber egal ist, von welchem Hersteller er es
bezieht. Das Nachrichtengeschäft unterliegt heute ganz real der Gefahr dieser
Austauschbarkeit. Nachrichten kommen von allen Seiten und den Nutzern ist es letztlich egal,
ob diese Nachricht von der Tagesschau, der Bild, dem Deutschlandfunk oder einem Augenzeugen vor Ort kommt.
In diesem Szenario wundert es, dass Medienunternehmen im
Geschäft mit Nachrichten nicht klarer auf Qualität setzen. Und was Qualität
ist, lässt sich recht deutlich am Beispiel der Berichterstattung erklären: Ist
ein Reporter vor Ort und erstattet seiner Redaktion und seinen Lesern
tatsächlich einen Bericht aus eigener Anschauung? Oder fließen Nachrichten über
Agenturen, Twitter und Pressestellen ein und werden nur noch auf ihre schnelle
und preiswerte Verwendung geprüft?
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Prof. Dr. Thomas Becker stellt den Round Table und
das Ziel der Veranstaltung im Journalismus-Studiengang
an der BiTS Hochschule vor |
In der erstgenannten Annahme liegt es nahe, die Qualität
eines Nachrichtenanbieters durch sein Netz von Vorort-Berichterstattern zu
erfassen. Die einfache Annahme: Je mehr Reporter vor Ort sind, desto besser und
exklusiver ist die Nachricht oder in anderen Worten: desto höher ist der Wert
der Nachricht für den Kunden.
Was man allerdings in den letzten Jahren beobachten kann,
ist das insbesondere das Netz der Auslandskorrespondenten massiv ausgedünnt
wird. Wozu braucht man einen Reporter in Moskau oder Athen? Man kann doch auch
einen Praktikanten in der Redaktion in Berlin an der Computer setzen und ihn
relevante Twitter-Kanäle folgen lassen, um zu wissen, was wichtig ist.
Die Bedeutung von Korrespondenten für den Wert der
Nachrichten diskutierten heute erfahrene Journalisten und Studierende in einem
medienwissenschaftlichen Round Table am Berliner Campus der Business and Information Technology School (BiTS). Organisiert in enger Zusammenarbeit mit
dem Verein der ausländischen Presse (VAP) veranstaltete die BiTS diesen Round Table
im Rahmen des Studiengangs Journalismus und Unternehmenskommunikation.
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Seminarleiter und Moderator des Round Table:
Udo Seiwert-Fauti (u.a. BBC) |
Die Diskussionsrunde wurde geleitet vom BiTS-Dozent Udo
Seiwert-Fauti, selbst langjähriger Korrespondent im Auftrag der BBC. Als Experten
kamen Pascal Thibaut (Radio France International, Vorsitzender des Vereins der
ausländischen Presse), Frank Wahlig (Hauptstadtkorrespondent des SWR) und
Oliver Towfigh Nia (ehemals Reuters, heute freier Deutschland-Korrespondent für Medien im Iran) zur
BiTS.
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Pascal Thibaut (links) und Oliver Towfigh Nia vom Verein der ausländischen Presse am Berliner Campus der BiTS |
Pascal Thibaut fasste die zentralen Aufgaben des Auslandskorrespondenten prägnant zusammen: „Das Land, in dem man lebt, der Heimat
vermitteln. Komplexe Zusammenhänge überschaubar machen, Vorurteile zurechtrücken.“
Aus seiner langjährigen Erfahrung in den USA, England und dem Iran berichtete Oliver Towfigh Nia und wies darauf hin, wie wichtig persönlicher Kontakt, Offenheit und Netzwerke sind, um tatsächlich ein Verständnis für die Kultur und Eigenheiten aufzubauen und im Fall der Fälle den richtigen Leuten Fragen stellen zu können.
Frank Wahlig stellte den Studierenden seine Erfahrungen aus Krisen in Somalia oder dem Irakkrieg vor und erläuterte wie schwer es ist, als Korrespondent auch gegen den Strom zu schwimmen, aber eben dadurch Qualität in der Wahrnehmung der Leser, Hörer und Zuschauer zu schaffen.
Die Diskussionsrunde zum Thema „Auslandskorrespondenten und
Qualitätsjournalismus“ war Bestandteil des Seminars Foreign Correspondency im
Journalismus-Studiengang der BiTS. Das Seminar wurde als Blockveranstaltung
organisiert. Am Mittwoch erhielten die Studierenden Hintergrundinformationen
und theoretischen Background zur Bedeutung und den Aufgaben des Korrespondenten.
Am Donnerstag ging es dann zu einer Intensiv-Hospitanz: Für vier Stunden
begleiteten die Studierenden zwei TV-Teams: Der ORF nahm die Studierenden mit
in den Bundestag für ein Interview mit Bundestagspräsident Norbert Lammmert.
Das Schweizerische Fernsehen dreht mit den BiTS-Studierenden im Jüdischen
Museum.
Nach dieser Learning-by-Viewing Einheit diente der medienwissenschaftliche
Round Table der gemeinsamen Reflektion, bevor die Studierenden am Freitag
selbst Beiträge mit der Brille eines Auslandskorrespondenten produzierten.
Fachlicher Input, praktisches „Über-die-Schulter-schauen“, theoretische
Reflektion und selbst journalistisch tätig werden: Das zeichnet den
Journalismus-Studiengang aus.
Die BiTS ist eine staatlich anerkannte, aber privat geführte
Hochschule mit Sitz in Iserlohn und Zweigstellen in Berlin und Hamburg. Die
BiTS bildet über 1.600 Studierende in zehn Bachelor- und sieben
Master-Studiengängen. Seit 2008 ist die BiTS Teil der Laureate International
Universities.
Laureate International Universities ist weltgrößter Anbieter von Hochschulausbildung. In über 80 Laureate-Universitäten in 29 Ländern studieren rund 950.000 Menschen. Laureate bietet Bachelor-, Master- und Postgraduierten-Programme in Fächern Wirtschaft, Recht und Kommunikation an. William J. Clinton,ehemaliger Präsident der Vereinigten Staaten, ist Ehrenkanzler der Laureate International Universities.