Der Vorteil, wenn man etwas am grünen Tisch plant, ist der Umstand,
dass man sich nicht mit „alten Zöpfen“ und Altlasten beschäftigen muss. Genau
daher schätze ich gerade die Chance, einen Masterstudiengang für den Bereich
Medienmanagement from scratch neu zu konzipieren.
Grundüberlegung ist: Was für Absolventen braucht der Markt? An
dieser Leitfrage sollte man konsequent alle weiteren Überlegungen orientieren.
Sie gibt quasi das strategische Ziel des Studiengangs vor.
Nun, woher weiß man, was Unternehmen brauchen, genauer: Was für
Mitarbeiter sie in den nächsten Jahren brauchen? Die Antwort ist einfach: Man
weiß das nicht und man muss das auch gar nicht wissen, denn ein Studiengang ist
kein „training on the job“, sondern ein „preparing for the job“. Ein Studium
muss nicht tagesaktuelle Probleme lösen. Aber ein Studium muss aktuelle
Methoden und den aktuellen Wissensstand vermitteln.
Aus diesem Grund ist für mich völlig klar, dass sich ein
Masterstudium, das für den Umgang mit Medien in der Wirtschaft
(Medienmanagement) und die Teilnahme an öffentlicher Kommunikation
qualifiziert, zwei wesentliche Elemente verbinden muss nämlich Managementmethoden
und Medienpraxis. Diese beiden Elemente ruhen auf einem Fundament, das zentrale
Konzepte und Theoriemodelle sowie den fachlichen state of the art zu den Themen
Kommunikation und betriebswirtschaftliches Handeln vermittelt.
Managementmethoden und Medienpraxis lernt man nicht in
Büchern – hier erhält man höchstens Tipps und Struktur. Managementmethoden und
Medienpraxis lernt man durch Anwendung. Deshalb möchte ich in dem neuen Masterstudiengang
diese beiden Bereiche in Form von periodenübergreifenden Praxisarbeiten, die
vom wissenschaftlichen Lehrpersonal angeleitet und begleitet werden,
konzipieren. Was heißt das?
Anders, als ein Praxissemester, in dem man Studenten in die
Wirtschaftspraxis schickt, damit sie irgendeine Art von Erfahrung sammeln – und
sei es, pünktlich aufzustehen und gut Kaffee zu kochen – geht es im Calwer Projektstudium
um die Planung, Umsetzung und Dokumentation von realen Aufgaben. Die Dauer der Projektarbeiten
orientiert sich an realen Zeiträumen: Die Entwicklung einer Multichannel-Kommunikationskampagne
kann natürlich in einem Trimester erfolgen. Die Gründung eines Medien-Startups
dagegen braucht länger, will man sie nicht als reines Planspiel, sondern als
Betrieb unter Echtbedingungen durchführen.
Dieses Projektstudium bildet die Kernkomponente für den
Masterstudiengang Medienmanagement und umfasst rund 26% des Angebots.
Begleitet wird das Projektstudium durch Übungen – also praktische
Anwendung von Methoden in einzelnen Arbeitbereichen, z.B. Schreibwerkstatt,
Search Engine Optimizing (SEO), Business English, Freies Sprechen, Social Media
Tools etc. Die Übungen steuern weitere 19% zur Ausbildung bei, so dass sich 45%
des Masterstudiengangs mit aktuellen Methoden und geleiteter, praktischer
Anwendung beschäftigt.
Als Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis dienen die
Seminare, in denen Wissen nicht nur vermittelt, sondern interaktiv erarbeitet
wird. Hier geht es um Themen wie Projektmanagement, Scrum und agile Methoden,
Innovationsmanagement, Sprachkompetenz und internationale Medienanalyse. Die
Seminare umfassen rund 21% des von den Studierenden zu investierenden
Workloads.
Ebenfalls 21% Aufwand sind mit den Vorlesungen verbunden.
Sie werden in kleinen Gruppen angeboten, so dass auch Vorlesungen einen hohen
Grad an Interaktion – z.B. über Diskussionen – ermöglichen. Es geht aber im
Kern tatsächlich nicht um die Anwendung von Wissen, sondern um den effizienten Transport
von Wissensinhalten. Kommunikationsmodelle, Medientheorie, Führungsstile,
Unternehmensfinanzierung, kaufmännisches Rechnen, Gestaltung von Verträgen etc.
müssen schlicht gelernt werden.
Schließlich gibt es noch den Nachweis der akademischen
Eignung in Form der Masterthesis, die mit 13% zum Gesamtaufwand beiträgt und
entweder – als Praxisarbeit – Grundlage für den Einstieg in den Job oder – als empirische
oder theoretische Arbeit – für weitere Ausbildungsschritte qualifiziert.
In diesem Kontext werde ich jetzt in den nächsten Wochen
versuchen, die einzelnen Lehrangebote inhaltlich mit Leben zu füllen. Auf dem
Level des verbindenden Rahmens geschieht dies durch die Ausarbeitung eines
Lehrbuchs Medienmanagement und öffentliche Kommunikation, das im Herbst 2013
erscheinen soll.
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